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Hin zur echten Gleichstellung in den Schweizer ICT-Unternehmen

​​​​​​​Die Schweiz ist eine Gleichstellungswüste – und am unwirtlichsten ist sie dort, wo es keine Gesamtarbeitsverträge gibt. Die Gewerkschaft syndicom fordert deshalb den Bund auf, Begleitmassnahmen zu ergreifen und einen Fonds zu gründen, um Frauen in MINT-Fächern stärker zu fördern. syndicom setzt sich seit vielen Jahren für echte Gleichstellung von Frau und Mann ein und hat anlässlich des diesjährigen Frauenstreiks bei Mitarbeitenden von Swisscom und anderer ICT-Unternehmen nachgefragt, wo die zentralen Problemstellungen bei der Gleichstellung liegen. Das Resultat verdeutlicht die Rolle einer starken Sozialpartnerschaft, aber auch, dass nach wie vor wirksame gesetzliche Grundlagen fehlen und tradierte Rollenbilder sich kaum geändert haben.

© Annette Boutellier

Die von syndicom durchgeführte Umfrage unter den ICT-Mitarbeitenden zeigt klare Tendenzen auf: Die Mitarbeitenden wollen Lohngleichheit und -transparenz, bessere Teilzeitmodelle und dass die Frauen in MINT-Fächern stärker gefördert werden. Sie spüren die gläserne Decke in ihrem Unternehmen und sie sehen sich durch unvorteilhafte Arbeitszeitmodelle in ihren Laufbahnchancen beeinträchtigt. Als Gewerkschaft konnte syndicom schon einige Fortschritte für die Gleichstellung von Frau und Mann erreichen, doch liegt auch 2019 noch längst keine tatsächliche Gleichstellung vor. syndicom fordert deshalb von den ICT-Unternehmen und vom Staat, dass sie wirksame Massnahmen für mehr Zeit, Lohn und Respekt umsetzen.

Frauen fördern statt Fachkräfte einkaufen
Frauen sind in MINT-Fächern und in den ICT-Branchen nach wie vor untervertreten; dies ist auch in Unternehmen wie der Swisscom feststellbar. Der ohnehin bestehende Fachkräftemangel wird dadurch noch stärker angeheizt. syndicom fordert daher sowohl vom Bund als auch den Unternehmen, Frauen aktiv zu fördern. Dies beinhaltet ebenso Investitionen in Aus- und Weiterbildung für alle Mitarbeitenden sowie in den Werkplatz Schweiz. Es ist ein Armutszeugnis, wenn Stellen ins Ausland verlagert werden, nur weil das Know-how in der Schweiz nicht ausreichend vorhanden ist. Ebenso wichtig für gelebte Gleichstellung in den Unternehmen sind Arbeitszeitmodelle, die der steigenden Arbeitsproduktivität sowie dem Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf Rechnung tragen. syndicom fordert deshalb von den Unternehmen eine Arbeitszeitreduktion bei gleichem Lohn für alle Arbeitnehmenden.

Wo das Gesetz hinkt, stützt der GAV
Rund 80% der befragten ICT-Mitarbeitenden sehen die Lohngleichheit in ihrem Betrieb als nicht erreicht. 82% empfinden die Lohndifferenz zwischen Frau und Mann allgemein als störend. syndicom fordert daher transparente Lohnsysteme, welche auf Funktionen und nicht auf Willkür basieren. Zahnlose Vorlagen auf Gesetzesebene verfehlen nach wie vor ihre Wirkung im Hinblick auf echte Lohngleichheit. Gesamtarbeitsverträge, wie jener mit der Swisscom, erzielen jedoch hier konkrete Fortschritte: Swisscom führt jedes Jahr ein Reporting zur Lohngleichheit durch, das auch den Mitarbeitenden offen gelegt werden sollte, um mehr Transparenz zu schaffen. Ausserdem wird das Lohnsystem mit syndicom jeweils diskutiert und überarbeitet. Dasselbe gilt auch beim Vaterschaftsurlaub: Auf Gesetzesebene warten wir immer noch auf eine Regelung; dank des GAV Swisscom erhalten Mitarbeiter immerhin 15 Tage Vaterschaftsurlaub.

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