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GAV Swisscom: Vier GAV in vier Tagen - Verbesserungen für alle

Gesamtarbeitsvertrag (GAV) mit Sunrise, deutlich verbesserter GAV mit Swisscom, wegweisende GAV mit Swisscom IT Services und mit Cablex, dem Netzbauunternehmen der Swisscom.

Firmenkonferenz Swisscom Group vom 29. Juni: Giorgio Pardini (Mitte) und Daniel Münger, © Jens Friedrich

Deutlich verbesserte Gewerkschaftsrechte, eine Woche mehr Mutterschaftsurlaub, Altersteilzeit ab 58, verbesserte Lohnfortzahlung bei Krankheit, Unfall sowie Militär- und Zivildienst, Anspruch auf Weiterbildung, Gleichstellung von Teilzeit- mit Vollzeitarbeit,
Reintegration von gesundheitlich Beeinträchtigten in den Arbeitsprozess, Mindestlohn von 52 000 Franken sind nur einige der vielen Verbesserungen, die der neue GAV Swisscom enthält.


Einstimmig! Die 150 Teilnehmenden der Firmenkonferenz Swisscom Group sprechen damit syndicom und der Verhandlungsdelegation ihr Vertrauen aus. Dem Erfolg vorangegangen waren viele demokratische Diskussionen in den Firmenvorständen und an Firmenkonferenzen. «Wir bauen ein Fundament auf für alle, auch für die kommenden Generationen», betont Giorgio Pardini, Leiter Sektor Telecom/IT von syndicom, in einer leidenschaftlichen Rede übe soziale Gerechtigkeit und Solidarität. Bei seiner Ansprache hört man zuweilen nur das Surren der Ventilatoren im voll besetzten Saal des Berner Restaurants Jardin an diesem heissen Tag. «Wir haben viele Tore geschossen, wie an der EM, und wir werden weitere Tore schiessen», ist Pardini überzeugt. Es sei wichtig, jetzt, da in ganz Europa nur über Misserfolge gesprochen werde, über Erfolge zu sprechen. Pardini sprüht vor Zuversicht. Ein GAV müsse permanent weiterentwickelt werden, nur das führe zu Erfolgen, verspricht Pardini und heimst gleich den nächsten Applaus ein: «Solidaritätsbeitrag war die falsche Bezeichnung für den künftigen GAV-Beitrag, denn wirkliche Solidarität lebt man als Gewerkschaftsmitglied.»


Beste Gewerkschaftsrechte der Schweiz
Ein grosser Erfolg ist der deutliche Ausbau der Gewerkschaftsrechte, die somit die besten der Schweiz sein werden. «Mit solchen Erfolgen schreiben wir Gewerkschaftsgeschichte», ist Pardini überzeugt. Wesentlich sind auch die Verbesserungen bei der Aus- und Weiterbildung. Sie tragen dazu bei, dass Swisscom die Herausforderungen der Zukunft meistert. «Tragt diese Botschaft hinaus, denn dieser Artikel wird die Zukunft des Unternehmens prägen!», fordert Pardini die Kolleginnen und Kollegen auf. Verbessert worden ist auch der Sozialplan – und das, obwohl er eigentlich nicht Teil der GAV-Verhandlungen sein sollte. Künftig wird der Sozialplan vermehrt dazu führen, dass die Kolleginnen und Kollegen im Arbeitsmarkt bleiben, die aufgrund einer Restrukturierung ihren Arbeitsplatz bei Swisscom verlieren. Dass die Verhandlungsdelegation, der auch die Swisscom-Mitarbeitenden Dolkar Hofmann, Urs Scheuble, Urs Zumbach und Pascal Bassu angehört haben, gute Arbeit geleistet hat, ist am kräftigen Applaus nach Pardinis Ausführungen deutlich zu spüren. Auch bei der folgenden Würdigung des Verhandlungsergebnisses durch Swisscom-Mitarbeitende sind praktisch nur lobende Worte für den neuen GAV zu hören.


Eigenständiger GAV ITS mit Leuchtturmfunktion

Zu verabschieden gibt es den eigenständigen GAV Swisscom IT Services (ITS). Firmenvorstandspräsident Sébastien Bourquin schildert die Slalomfahrt, die zum GAV ITS geführt hat, und empfiehlt im Namen des Firmenvorstands ITS die Annahme. ITS vereinheitlicht zurzeit das Lohnsystem und hat gleichzeitig die verschiedenen Unternehmen zu ITS Schweiz fusioniert. Gegenüber dem GAV Swisscom AG gibt es nur kleine Abweichungen. Alle Mitarbeitenden bleiben bei der Pensionskasse comPlan und profitieren bei Restrukturierungen von den Leistungen des Sozialplans Swisscom. «Für uns im Firmenvorstand ITS war es wichtig, dass die Arbeitsbedingungen innerhalb von ITS vereinheitlicht werden. Dieses Ziel haben wir mit der Präambel im GAV ITS erreicht», schildert Bourquin. Er sei sich bewusst, dass es Nostalgiker gebe, die noch von «One Swisscom – one GAV» redeten. Diese Zeiten seien aber vorbei, weil sich die Konzerngesellschaften unterschiedlich entwickelt hätten. «Wir haben lieber Arbeitsplätze als Top-Arbeitsbedingungen, die man nicht zahlen kann», schliesst Bourquin. In der Abstimmung findet der eigenständige GAV ITS grossmehrheitlich Zustimmung.


Viel zu diskutieren gibt der eigenständige GAV für Cablex, die Netzbauerin von Swisscom. Man spürt: Die Netzelektriker haben nicht vergessen, dass ihre Würde in den vergangenen Jahren mehr als einmal verletzt worden ist. Wie gering die Wertschätzung für ihre harte Arbeit nach wie vor ist, kommt darin zum Ausdruck, dass ihnen die bezahlte Pause am Vormittag gestrichen und die Wegzeitregelung verschlechtert wird. syndicom-Zentralsekretär Daniel Münger erläutert, warum er trotzdem einen eigenständigen GAV für Cablex befürwortet: «Der Netzbau steht vor riesigen Herausforderungen. Es ist in den nächsten 15 bis 20 Jahren mit Investitionen von rund 20 Milliarden Franken zu rechnen.» Swisscom hat laut Münger zwei Möglichkeiten: Cablex nur noch für den Unterhalt der Netze einsetzen oder in Cablex investieren und auch für den Netzbau einsetzen. Bedingung für Investitionen sei ein eigenständiger GAV.


Nie wieder Rückschritte bei Cablex!
«Wir wollen, dass die anderen Netzbauer sich an Cablex orientieren müssen», fährt Münger fort. Hierzu fand am 6. Juli ein erster runder Tisch mit den am Netzbau Beteiligten statt. Münger betont, dass die Verhandlungspflicht laut Telekommunikationsunternehmens-Gesetz bestehen bleibe, dass Cablex weiterhin dem Sozialplan angegliedert sei und der Pensionskasse comPlan angeschlossen werde. Nicht alle Cablex-Mitarbeitenden sind überzeugt von einem eigenen GAV. Auch die Weiterbildung, die noch besser gelöst wurde als im GAV Swisscom, kann sie nicht überzeugen. Nach längerer Diskussion stimmen die Cablex-Mitarbeitenden dem eigenständigen GAV relativ knapp mit vielen Enthaltungen zu. Es ist ein klares Signal an die Leitung von Cablex, mit gezielten Massnahmen dafür zu sorgen, dass die Stimmung in den Kabelschächten und auf den Freileitungen wieder besser wird. Bevor es Schlagzeilen gibt wie «Swisscom-Netz schweizweit lahmgelegt».


Franz Schori, Fachsekretär Sektor Telecom/IT

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