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In den Nachwuchs investieren: Das Medienpaket hilft

Mit dem Medienpaket sollen die Bundesgelder für die Aus- und Weiterbildung von Journalist* innen aufgestockt werden. Davon profitieren würde nicht nur der Branchennachwuchs, sondern das ganze Mediensystem.

MAZ Luzern, © KEYSTONE/Stefan Deuber

Flavia von Gunten

In der Diskussion über das Medienpaket geht ein Aspekt leicht unter: Die 28 Millionen Franken für die «Allgemeinen Massnahmen zugunsten aller Medien». Hinter dem sperrigen Titel stecken Gelder für Agenturleistungen, IT-Projekte, Selbstregulierungs-Organisationen der Branche wie den Presserat sowie Aus- und Weiterbildungsinstitutionen.

Bereits heute fliesst pro Jahr eine Million Franken vom Bundesamt für Kommunikation an Aus- und Weiterbildungsinstitutionen. Die neusten Zahlen stammen von 2018, vier Schulen erhielten damals Geld: Der Corso di Gior nalismo della Svizzera italiana in Lugano (15 000 Fr.), die Radioschule klipp+klang in Zürich (210 000 Fr.), das Centre de Formation au Journalisme et aux Médias in Lausanne (240 500 Fr.) und das MAZ Luzern (420 000 Fr.).

Immer mehr Studierende müssen ihre Ausbildung selbst bezahlen

Gerade in Zeiten, in denen vermehrt Falschinformationen verbreitet werden, ist eine solide und praxisnahe Aus- und Weiterbildung von Journalistinnen und Journalisten dringend notwendig. Wie die 28 Millionen auf die vier Bereiche aufgeteilt würden, steht noch nicht fest. Die Quoten werden erst in der Verordnung geregelt, sofern das Gesetz angenommen wird. Um welche Summe die Förderung der Aus- und Weiterbildung aufgestockt wird, ist darum noch unklar. Martina Fehr, Direktorin des MAZ, rechnet mit einer Verdoppelung – von einer Million auf künftig zwei Millionen.

Das zusätzliche Geld, welches das MAZ erhalten würde, soll den Studierenden zugutekommen, so Fehr. Eine willkommene finanzielle Erleichterung, denn: «In den letzten Jahren hat die Zahl der Studierenden zugenommen, die ihre Ausbildung ganz oder zu einem Teil selbst berappen müssen», beobachtet Fehr. Die zweijährige Diplomausbildung am MAZ kostet 28 400 Franken, zwölf Kantone beteiligen sich an den Kosten mit rund 10 000 Franken. Wer Glück hat, dem oder der zahlt der Arbeitgeber einen Teil des Schulgeldes – mit sinkender Tendenz, wie auch das Online-Magazin Medienwoche vor drei Jahren in einer Recherche festgestellt hat: Mit der Zunahme des Selbstkostenanteils sank die Zahl der Studierenden. 33 angehende Journalist*innen starteten 2019 die Diplomausbildung, knapp 20 Prozent weniger als im Schnitt der vergangenen zehn Jahre.

Tiefere Ausbildungskosten könnten diesen Trend aufhalten, glaubt Martina Fehr: «Wir sind überzeugt, dass mit den tieferen Preisen die Hemmschwelle niedriger wird, angehende Journalistinnen und Journalisten vermehrt in die Grundausbildung oder ganz gezielt in Kurse zu schicken. » Auch gestandene Berufsleute besuchen das MAZ: «Viele wollen im Beruf bleiben, aber nicht unbedingt eine Führungsposition anstreben», so Fehr. Mit neuen, in Weiterbildungen vermittelten Skills wie Datenjournalismus oder Community-Management könnten auch sie fit bleiben im Job.

Dass sich der journalistische Nachwuchs, der von den zusätzlichen Ausbildungsbeiträgen stark profitieren würde, um die Finanzierung der Branche sorgt, legt eine Umfrage im Auftrag des Vereins Junge Journalistinnen und Journalisten Schweiz nahe. Rund 200 Medienschaffende unter 30 Jahren gaben Auskunft über ihre Arbeitsbedingungen. Die grosse Mehrheit der Befragten (86,5 %) sehen in den unzureichenden finanziellen Ressourcen eine grosse oder sogar extreme Gefahr für den Journalismus. Mit dem Geld aus dem Medienpaket würden die Ressourcen steigen – und mit ihnen womöglich die Attraktivität des Berufes.


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