Die Post muss jetzt ihre Strategie in Bezug auf das Poststellennetz ändern und sich dem neuen Postgesetz anpassen. Aufgrund des politischen Drucks der Initiative «Für eine starke Post» wird die Verordnung dem Abbau des Poststellennetzes einen Riegel schieben. Ein schöner Erfolg für syndicom.
Jetzt muss dafür gesorgt werden, dass die Verordnung zum Postgesetz so bleibt wie in der ursprünglichen Fassung. syndicom hält den politischen Druck weiter aufrecht. Worum geht es? Mit dem neuen Postgesetz wird die Post in der Grundversorgung verpflichtet, flächendeckend die Möglichkeit zu bieten, Ein- und Auszahlungen mit Bargeld am Schalter zu tätigen. Die Post muss dieses Grundversorgungsangebot 90 Prozent der Bevölkerung innerhalb 30 Minuten zu Fuss oder mit dem öffentlichen Verkehr zugänglich machen. Das bedeutet, dass die Post die Umgestaltung des Poststellennetzes nicht mehr so vorantreiben kann, wie sie es in der Vergangenheit getan hat.
syndicom-Initiative macht Druck
Seit Jahren kämpft syndicom gegen den Kahlschlag im Poststellennetz. Bis jetzt liess sich die Post in dieser Sache auch nicht von einer Petition mit über 165 000 Unterschriften überzeugen. Erst unsere in Rekordzeit realisierte Initiative «Für eine starke Post» hat Bewegung in die Sache gebracht. Der politische Druck des Volksbegehrens sorgte nun für eine gute Definition der Grundversorgung im Zahlungsverkehr auf Verordnungsstufe. Jetzt zieht die Post die richtigen Schlüsse aus der neuen Gesetzgebung.
Was tut die Post?
Alle Spezialisten gehen davon aus, dass die Post mit der Umsetzung des Postgesetzes und der dazugehörigen Verordnung für die Grundversorgung im Zahlungsverkehr 1200 bis 1500 postalische Zugangspunkte in der Schweiz betreiben muss, die die vorgeschriebenen Dienstleistungen anbieten. Damit sind die herkömmlichen Formate wie Hausservice und Postagenturen kaum mehr möglich. Neue und innovative Lösungen müssen jetzt gesucht werden – und es gibt solche Lösungen. Das Netz der postalischen Zugangspunkte wird auch in Zukunft nicht statisch sein und es wird Veränderungen geben. Aber durch das Gesetz werden jetzt endlich konkrete Leitplanken für die bis anhin selbstherrliche und sich selbst regulierende Post gesetzt. Die Politik hat wegen des grossen Erfolgs der ersten Postinitiative und der hängigen Initiative «Für eine starke Post» reagiert und die Handlungsfreiheit der Post in der Grundversorgung deutlich eingeschränkt.
Und was macht die Post jetzt? Sie besinnt sich auf den gesetzlichen Auftrag und pilotiert neue Poststellenformate, die mit eigenem Personal betrieben werden. Dabei macht sie grosse Schritte auf das Begehren unserer Initiative und vor allem auf die Bedürfnisse der Bevölkerung zu. Einer der Gründe für den Um- und Abbau im Poststellennetz waren immer die hohen Sicherheitsanforderungen im Bargeldverkehr. Auch wenn die Post mit fast allen Mitteln versucht, die Kundschaft vom Schalter wegzutreiben, ist das legendäre «Gelbe Büchlein» nicht wegzudenken. Man zahlt am Schalter ein, bekommt den Stempel und ist dann erleichtert, dass man die Rechnung bezahlt hat.
Die Forderung der syndicom-Initiative nach einem flächendeckenden Poststellennetz und ihre teilweise Umsetzung im Verordnungsentwurf zeigt nun Wirkung: Denn jetzt kommen bei der Post innovative Ideen auf den Tisch. Beispielsweise das neue und kluge Format «Privatkundenstelle plus». In Obfelden (ZH) wird eine solche «PK-Stelle plus» pilotiert. Die Kundschaft und das Personal sind sehr zufrieden. Ein offener Schalterbereich und ein neues Gerät namens «SecureCube» ermöglichen Bargeldein- und -auszahlungen ohne aufwendige und teure bauliche Sicherheitsmassnahmen. Dank dieser innovativen Lösung kann dem Kostendruck, der auf Poststellen und Verkauf (PV) lastet, erfolgreich begegnet werden.
Das Schöne daran ist, dass «SecureCube» von SecurePost AG, einer Konzerngesellschaft der Post, angeboten wird. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zum einen werden solche Stellen mit Postpersonal betrieben und zum anderen wird eine Konzergesellschaft der Post berücksichtigt.
Der grosse politische Druck von syndicom über die Initiative und das Lobbying in den berühmten Wandelhallen in Bern haben dazu geführt, dass das zuständige Departement von Bundesrätin Doris Leuthard die Weichen in der Postgesetzgebung in unsere Richtung gestellt hat. Für das gesamte Personal von PV wird damit auch das längst fällige Signal gegeben, dass das postalische Netz eben unerlässlich ist für einen guten Service public.
Kundenfreundlichkeit als Schlüssel zum Erfolg
Vielleicht merkt es jetzt auch der Verwaltungsratspräsident der Post und wird nicht mehr respektlos von PV als von einem «Problemkind» sprechen, sondern eben von einer Perle, die nicht nur Kosten verursacht, sondern die Kundinnen und Kunden zu binden vermag und so indirekt auch Erträge abwirft. Denn nicht alle Erträge lassen sich in Franken und Rappen bemessen. Es gibt auch einen nicht monetären Ertrag: Eine gute Reputation des gelben Riesen und kundenfreundliche Lösungen sind der Schlüssel zum Erfolg. Wie schnell solches verspielt ist, zeigt die unsägliche Diskussion über die kürzlich erfolgte Gebührenerhöhung
Sektor Logistik