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Die Branchenkonferenz von syndicom rüttelt am Zustellschluss bei der Briefpost

Die Delegiertenversammlung der Branche Post der Gewerkschaft syndicom hat heute in Bern eine brisante Forderung lanciert: Der sogenannte Zustellschluss für die Briefpost soll auf später verschoben werden. Denn aufgrund der zunehmenden Mechanisierung bei der Sortierung der Post verändern sich die Arbeitseinsätze der Zustellboten massiv. Über Tausend BriefträgerInnen droht eine Kürzung des Arbeitspensums und prekäre Lohn- und Anstellungsverhältnisse in Teilzeit-Jobs.

 

Die Vorsortierung der Briefpost wurde in den letzten Jahren immer mehr automatisiert und rationalisiert. Was früher vom Zustellpersonal von Hand gemacht wurde, erledigt heute eine Maschine. Das führt dazu, dass viele der bisherigen Vollzeitstellen in der Briefpostzustellung zu Teilzeitstellen umgewandelt werden müssen. Die Post hat in diesem Zusammenhang einen Abbau von rund 200 Stellen in den nächsten zwei Jahren errechnet. Konkret bedeutet dies aber nicht Entlassungen, sondern dass über 1000 Zustellerinnen und Zusteller ihr Arbeitspensum um etwa 20 Prozent reduzieren müssten. Das hat fatale Auswirkungen: So würde ein Berufseinsteiger nicht mehr wie heute 3700 Franken pro Monat verdienen, sondern müsste mit 2950 Franken (80 Prozent) auskommen. Und ein Briefträger mit fünfjähriger Erfahrung käme dann auf einen Monatslohn von etwa 3330 Franken statt auf 4150 Franken.

«Das sind unakzeptable Lohn- und Anstellungsbedingungen. Sie führen dazu, dass bei der Post eine grosse Anzahl von prekarisierten Teilzeit-Jobs entstehen», stellte Fritz Gurtner, Sektorleiter Logistik von syndicom an der Versammlung fest. syndicom mache sich deshalb dafür stark, dass möglichst viele Vollzeitstellen erhalten werden. Denn nur so sei garantiert, dass die Arbeit in der Briefpostzustellung attraktiv bleibe.

Die rund 100 syndicom-Delegierten forderten konkrete Massnahmen, um die schleichende Prekarisierung beim Zustellpersonal zu stoppen.
Der heutige Zustellschluss am Mittag – also die Frist bis die Post in den privaten Briefkästen sein muss – soll auf später verschoben werden. Eine Verlängerung um 2 Stunden würde ausreichen, um den täglichen Arbeitseinsatz des Zustellpersonals so zu gestalten, dass auch in Zukunft möglichst viele Stellen zu 100 Prozent angeboten werden können. Was syndicom aber auf keinen Fall will, ist eine allgemeine Ausdehnung der Zustellung bis in die Abendstunden.

syndicom sieht darin keinen Abbau des Service public: «Die Regelung des aktuellen Zustellschlusses basiert auf der überholten Annahme, dass die Kundinnen und Kunden am Mittag zu Hause sind und ihre Post sichten wollen. Das Gegenteil ist in der heutigen Zeit der Fall. Am Morgen geht der Grossteil der Erwerbstätigen aus dem Hause und kommt nach Arbeitsschluss am Abend wieder nach Hause», heisst es in einer Resolution, welche an der Branchenversammlung verabschiedet wurde. Und Gurtner doppelt nach: «Ich kann mir sogar vorstellen, dass mit der Verschiebung des Zustellschlusses die Unterscheidung zwischen A- und B-Post überflüssig wird.»

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