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Tamedia: Es braucht einen Mindest-Standard für Sozialpläne

Letztes Jahr in Bern und Anfang 2012 bei den Zürcher Regionalzeitungen bedrängte Tamedia die Personalkommissionen, einem sogenannten «Leistungsplan» (Wording: Tamedia) zuzustimmen, der unter dem 2009 erkämpften Sozialplan beim «Tages-Anzeiger» liegen und zudem längere Zeit gelten sollte. syndicom und Impressum verlangten deshalb ein Treffen
mit der Unternehmensleitung. 


Schon in Bern hatte eine Betriebsversammlung es zurückgewiesen, diesen «Leistungsplan» zu unterzeichnen. Jetzt bekräftigten 80 Kolleginnen und Kollegen von den Zürcher Regionalzeitungen und 90 vom «Tages-Anzeiger» mit zwei Petitionen an die Unternehmensleitung, dass sie sich nicht zu Vorreitern eines Leistungsabbaus bei den Sozialplänen von Tamedia machen lassen. Stein des Anstosses waren vor allem die Konditionen für vorzeitige Pensionierung: Mit mickrigen 1800 Franken Aufstockung des Rentenkapitals pro Anstellungsjahr sollen die Betroffenen abgespeist werden. Das entspräche einer «Zusatzrente» von etwa 100 Franken pro Jahr oder einem Bier und einem Kaffee pro Monat …


Als Mindeststandard für die aktuellen Sozialpläne fordert das Personal den «Tages-Anzeiger»-Sozialplan von 2009. Das ist – im Licht des Jahresabschlusses 2011 mit 178 Millionen Franken Gewinn – keine überrissene Forderung. In seiner Antwort vom 6. Juni wich Supino aus, versprach jedoch, dass «Tamedia wie in der Vergangenheit auch in der Zukunft eine attraktive und verantwortungsbewusste Arbeitgeberin sein wird», und gab sich zuversichtlich, dass «gute, tragfähige Lösungen gefunden werden».
Parallel verlangten syndicom und Impressum am 19. April in einem Brief an Pietro Supino ein Gespräch über die aktuelle und künftige Personal- und Sozialplan-Politik von Tamedia.


Am Anfang der Diskussionen

Am 30. Mai fand dieses Treffen statt: mit CEO Martin Kall und HR-Chefin Jacqueline Wüthrich. Seitens der Gewerkschaft drückten wir zu Beginn des Treffens unser Unverständnis aus, dass wir mit Tamedia angesichts der sehr guten Geschäftszahlen 2011 überhaupt über Entlassungen und Sozialpläne reden mussten. Wir zeigten uns jedoch offen für die Eröffnung sozialpartnerschaftlicher Verhandlungen über einen Konzern-Sozialplan von mehrjähriger Dauer. Bedingung ist allerdings, dass dieser mit allen Betriebs- und Personalkommissionen und den Gewerkschaften ausgehandelt und abgeschlossen wird.


Im Verlauf des Gesprächs wurde nicht ganz klar, ob Martin Kall überhaupt noch Interesse an einem längerfristig gültigen Sozialplan in dieser Form hat. Er schien zu befürchten, dass ein solcher sich nicht am untern, sondern am oberen Rand der Möglichkeiten orientieren könnte. Wir erhielten den Eindruck, dass so etwas nicht im Einklang mit seinen Plänen stünde, und erinnerten daran, dass nicht die Gewerkschaften, sondern Tamedia diese Diskussion in einzelnen Betriebsteilen lanciert hatte und wir die Idee nur aufgreifen und auf Konzernniveau weiterführen wollten. Es ist ja nicht einzusehen, wieso nach der Vollintegration von Espace Media und Edipresse und der Vereinheitlichung der Arbeitsbedingungen ausgerechnet bei den Sozialplänen weiterhin verschiedene Massstäbe angelegt werden sollten.


Die Diskussion über den Tamedia-Standard bei vorzeitigen Pensionierungen, Abgangsentschädigungen sowie Ausgleichszahlungen bei Kündigung wurde mit diesem Gespräch erst eröffnet. Noch im Juni will Tamedia die Gewerkschaften kontaktieren und über ihre Haltung zu einer Fortsetzung der Diskussion in Kenntnis setzen.


Wir unserseits werden inzwischen ein Treffen mit allen Personal- und Betriebskommissionen von Tamedia organisieren, um die eigenen Positionen zu klären und eine gemeinsame Strategie gegenüber den nicht abreissenden Entlassungsschüben zu entwickeln, denn für diese können mitnichten ökonomische Notlagen bei Tamedia geltend gemacht werden.

 

Roland Kreuzer, Leiter Sektor Medien

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