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Gesamtarbeitsvertrag Swisscom: Die letzte Etappe beginnt

Vor zwei Jahren hat syndicom die Arbeiten zur Weiterentwicklung des Gesamtarbeitsvertrages Swisscom aufgenommen. Ende Oktober beginnen nun die Verhandlungen. Mit dabei sind Swisscom-Angestellte aus allen Bereichen. 

Seit gut zehn Jahren ist der Gesamtarbeitsvertrag (GAV) Swisscom in Kraft. Bei der Aushandlung dieses GAV war damals alles in Bewegung: Die PTT wurde in die Post und die Swisscom aufgespalten, was die Hausverbände der PTT zur Fusion veranlasste. Die Gewerkschaft Kommunikation (heute: syndicom) entstand. Bei der Verhandlung der GAV für die Post und für die Swisscom lautete das Motto: «Retten, was zu retten ist», galt es doch, das Beamtenrecht möglichst eins zu eins in den privatrechtlichen GAV zu überführen. Das ist der Gewerkschaft Kommunikation im Grossen und Ganzen gut gelungen, sodass der GAV Post und der GAV Swisscom jahrelang vorbildliche Gesamtarbeitsverträge waren.

Die Post und die Swisscom sind weitgehend in unterschiedlichen Märkten tätig. So kann auch heute noch der GAV Post als Leuchtstern bezeichnet werden, an dem sich die ganze Branche orientieren sollte. Anders der GAV Swisscom: Die Mitbewerber der Swisscom wie Sunrise, Orange, UPC Cablecom und T-Systems bieten ihren Angestellten ähnlich gute Arbeitsbedingungen. Das grundsätzliche Problem ist bei allen Unternehmen im Telekommunikations- und IT-Bereich dasselbe: Die Investoren erwarten Traumrenditen. Eine Folge davon ist, dass der Personalbestand verknappt und die Weiterbildung auf ein Minimum beschränkt wird. Zudem werden die Erträge aus dem Produktivitätsfortschritt nicht fair auf das Unternehmen und die Angestellten verteilt, sondern sie fliessen zu einem grossen Teil zu den Aktionären und Aktionärinnen.

«Jede Weltreise beginnt mit dem ersten Schritt»

Vor zwei Jahren wies Giorgio Pardini, Leiter des Sektors Telecom/IT von syndicom, an Versammlungen von Swisscom-Angestellten darauf hin, dass es an der Zeit wäre, den GAV Swisscom weiterzuentwickeln. «Jede Weltreise beginnt mit einem ersten Schritt», waren Pardinis Worte. Den Worten folgten Taten, zuerst in Form eines Positionspapiers, das von Gewerkschaftsprofis, Swisscom-Angestellten und externen Fachleuten erarbeitet wurde. Thematisch spurte die Gewerkschaft in diesem Positionspapier vor, was die ganze weitere Kampagne zur Weiterentwicklung des GAV Swisscom prägte: die Unterteilung in die fünf Kapitel «Arbeitszeit», «Lohn», «Weiterbildung», «Gewerkschaftsrechte/demokratische Rechte im Betrieb» und «Green IT – Umweltschutz im Unternehmen».

Auf das Positionspapier folgten eine erste Broschüre und die Konkretisierung der Forderungen. Auch an dieser Arbeit waren wiederum rund zwei Dutzend Swisscom-Angestellte beteiligt, unter anderem an einem zweitägigen Workshop vor rund einem Jahr im Tessin. Im Winter konnten die bereinigten Forderungen verabschiedet werden, worauf syndicom wiederum Tausende von Swisscom-Angestellten mit einer Broschüre auf die laufende Kampagne aufmerksam machte. Im Frühjahr bildete syndicom mit dem Personalverband Transfair eine Verhandlungsgemeinschaft und gab kurz darauf ihre Forderungen bei Swisscom ein. Diese bestätigte Ende Juni, dass sie auf die Weiterentwicklung eintreten werde. Wichtige Forderungen der Swisscom-Angestellten sind:

  • Anspruch auf Weiterbildung anstelle von erbettelter Weiterbildung.– Individuelle Lernzeitkonti, damit Weiterbildungsansprüche Ende Jahr nicht verfallen.
  • Mehr Ferien anstelle von Arbeitszeitreduktion.
  • Automatischer Teuerungsausgleich, was Lohnverhandlungen vereinfacht.
  • Mehr Freistellungstage für die gewerkschaftliche Arbeit und die Arbeit in den Personalvertretungen.A
  • Altersteilzeit, damit das Unternehmen länger vom Know-how älterer Mitarbeitender profitiert, diese keinen «Pensionierungsschock» erleiden und ihre Nachfolger und Nachfolgerinnen mehr Zeit haben, sich ins neue Arbeitsgebiet einzuarbeiten.
  • Umwelteinsätze und verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit, um nach Möglichkeiten für höhere Energieeffizienz zu suchen.


Verhandeln im kleinen Kreis


Der Firmenvorstand Swisscom Group wählte im Frühjahr die Verhandlungsdelegation und setzte ein «Sounding Board» (eine Begleitgruppe) ein, das breit abgestützt ist. Zusammen mit der Verhandlungsdelegation wird dieses «Sounding Board» Zwischenergebnisse aus den Verhandlungen mit Swisscom diskutieren und der Verhandlungsdelegation allenfalls Aufträge erteilen. Anfang September haben sich die Verhandlungsdelegation und das «Sounding Board» gemeinsam auf die Verhandlungen vorbereitet. Beide kennen nun ihre Rolle und werden so optimal zusammenarbeiten. Die Verhandlungen beginnen Ende Oktober. Das Kräftemessen kann also beginnen.

Franz Schori, Fachsekretär Sektor Telecom/IT

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